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Allgemeines

Von Taiwan nach Zwickau

– Crimmitschauer Gymnasium

ruft neue Veranstaltungsreihe

ins Leben

Wer geht freiwillig aus einem Land, das als einer der Weltmarktführer in Sachen Hochtechnologie gilt, nach Sachsen, und vor allem: Warum? Auf diese interessanten Fragen sollte eine Veranstaltung des Crimmitschauer Julius-Motteler-Gymnasiums Antworten finden, die am 11. September 2018 in der Aula des Hauses Lindenstraße stattfand. Eingeladen hatte der Förderverein der Schule. Crimmitschaus Oberbürgermeister André Raphael, selbst Gast der Veranstaltung, hatte den Kontakt zur prominenten Referentin hergestellt. Und dabei handelte es sich um keine geringere als die amtierende Rektorin der Westsächsischen Hochschule Zwickau, Frau Prof. Hui-fang Chiao. Zahlreiche aktuelle und ehemalige Lehrer – unter ihnen die beiden ehemaligen Schulleiter Dieter Mehlhorn und Michael Leistner – aktuelle und ehemalige Schüler, Eltern und Sponsoren des Fördervereins waren der Einladung gefolgt. Fast sechzig Gäste füllten die Sitzreihen der Aula.

Dr. Martin Seidel, Vorsitzender des Fördervereins und „Erfinder“ der Veranstaltung, zeigte sich in seiner Begrüßung erfreut über die gute Resonanz „für den Anfang“, denn der Abend soll der Auftakt für ein als Reihe geplantes Veranstaltungsformat des Gymnasiums werden (für das übrigens noch ein „griffiger“ Titel gesucht wird). Am Ende wurden seine und die Erwartungen der Gäste weit übertroffen. Denn Frau Chiao hielt keine Vorlesung, wie man das von einer Professorin eigentlich erwartet hätte, sondern sie plauderte in ausgezeichneten Deutsch, mit viel Esprit, Ironie und witziger Selbstkritik aus ihrem durchaus als turbulent zu bezeichnendem Leben. Ihr Vater war zusammen mit dem Präsidenten der Republik China und Rivalen Mao Zedongs, Chiang Kai-shek, nach Taiwan gekommen. Die Mutter, gebürtige Taiwanesin, setzte sich bei der Wahl der Ausbildungsrichtung durch – entgegen ihrem Willen, ein Maschinenbaustudium aufzunehmen, musste sie an eine katholische Mädchenschule mit sprachlicher Orientierung gehen. Auch bei der Wahl der Fremdsprache Deutsch folgte sie dem Rat der Mutter. Mit 20 nahm sie ihr Leben in die eigene Hand und bewarb sich kurzerhand in Deutschland um einen Studienplatz. Den erstbesten nahm sie an – in Freiburg, getreu ihrem Lebensmotto: neue Herausforderungen suchen, schnelle Entscheidungen treffen, aber abwägen, was bringt es mir? Denn jede Entscheidung hat Vor- und Nachteile, „sogar die Ehe“. Mit solchen und ähnlichen Bemerkungen sorgte sie ein ums andere Mal für Heiterkeit im Publikum, sodass die Stunde Vortrag wie im Fluge verging. Dem Jahr 1989 widmete sie dabei besondere Aufmerksamkeit, denn mit dem Beginn ihrer Promotion in Frankfurt/M. fiel die Wende in der DDR zusammen. Voller Ehrfurcht und mit größter Anerkennung sprach sie von der friedlichen Revolution in Ostdeutschland, die von Sachsen ausging, die nicht nur eine große historische Leistung, sondern auch ein „perfekt organisierter logistischer Prozess war – typisch deutsch eben“. Wahrscheinlich auch ein Grund, weshalb sie seit 21 Jahren gern in Sachsen lebt und arbeitet. Aber wahrscheinlich doch eine Fügung, denn im asiatischen Kulturraum glaubt man an Zufall, Fügung und unbeherrschbaren passiven Glücksfall. Warum sonst sollte sie, die Maschinenbau studieren wollte, aber nicht durfte, nun die Chefin einer technischen Hochschule sein?
Am Ende machte sie noch ein wenig Werbung „in eigener Sache“ – für ihre Hochschule. Auch die  Fragen im Anschluss, die aus dem Publikum kamen, drehten sich um die Hochschule, aber zum Beispiel auch um das Verhältnis der beiden chinesischen Staaten zueinander. Schließlich gab es noch einen Tipp an die „Regierenden“: „In Bildung zu investieren sollte der wichtigste Grundsatz eines Staates sein“. Womit sie bei den Anwesenden nicht nur offene Ohren fand, sondern „offene Türen einrannte“. Nach einem langen, herzlichen Beifall stellte sich Frau Professor bei einem „kleinen Umtrunk“ in zahlreichen Gesprächsrunden noch weiteren Fragen – auch ein Zeichen dafür, dass die Veranstaltung ein Erfolgsformat werden könnte.
L. Hanzig

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