Rivalen auf dem Eis, im Privaten Freunde
Veranstaltungsreihe „Das JMG lädt ein“ lebt wieder auf
Nach drei erfolgreichen Veranstaltungen vor Corona erfolgte am 14. Mai nun die lang erwartete Fortsetzung der Reihe „Das JMG lädt ein“. Unser Förderverein will mit diesem Format und prominenten Referenten eine breite Öffentlichkeit für die Schule interessieren. Nachdem es bereits um Hochschulbildung, Politik und Wirtschaft ging, stand diesmal der Sport im Mittelpunkt. Eingeladen waren mit Felix Maly und Fridtjof Petzold zwei ehemalige Schüler unserer Schule, die inzwischen in der Weltspitze des Eisschnelllaufes angekommen sind. In einer kurzweiligen und teilweise recht amüsanten, fast zweistündigen Veranstaltung erfuhren die Gäste (beinahe) alles über Leben und Sport der beiden. Den ersten Beifall bekam allerdings der ebenfalls anwesende Andre Raphael, frisch wiedergewählter Oberbürgermeister der Stadt Crimmitschau, als er bei der Begrüßung genannt wurde.
Zu Beginn erzählten beide von ihren Anfängen auf dem Eis und an unserer Schule. Felix (Jahrgang 1994) begann mit 8, 9 Jahren beim Crimmitschauer Eislaufverein (CEV) mit dem Eislauf, Fridtjof (Jahrgang 1997) mit 7 beim „Konkurrenzclub“ Crimmitschauer Polizeisportverein (CPSV). Und obwohl sie von da an verschiedene Wege beschritten, gab es trotzdem zahlreiche Berührungspunkte. Eine der zahlreichen Fragen, die immer wieder „eingeworfen“ wurden, nämlich nach dem Verhältnis der beiden zueinander, wurde mit der in der Überschrift genannten Kurzformel beantwortet: Bei aller sportlichen Rivalität besteht zwischen beiden ein freundschaftliches Verhältnis und jeder freut sich beispielsweise auch über die Erfolge des anderen.
Interessant die Unterschiede in den Lebenswegen beider. Felix ging schon nach der 8. Klasse nach Erfurt ans Sportgymnasium, Fridtjof legte erst das Abitur an unserer Schule ab, ehe sich sein Lebensmittelpunkt um den Sport drehte. Er ist auch bis heute seinem Stammverein treu geblieben, startet auch international immer noch für den CPSV, während Felix seit seinem Wechsel für den ESC Erfurt ins Rennen geht. Er absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung bei der Landespolizei Thüringen und ist dort quasi „angestellt“, also Beamter im mittleren Dienst, wird das auch nach seiner sportlichen Karriere bleiben. Fridtjof wählte den Weg zum Profi über die Bundeswehr, ist da „angestellt“, macht aber nebenbei ein Studium des Sportmanagements und wird damit auch nach seiner sportlichen Laufbahn dem Eisschnelllauf verbunden bleiben.
In der Saison 2019/20 trafen sie sich das erste Mal in Erfurt wieder, trainierten dort ein Jahr lang gemeinsam. Bereits in der Vorsaison schafften beide den Sprung in die Nationalmannschaft und qualifizierten sich das erste Mal für den Weltcup. Zuvor schafften es beide im Jugend- und Juniorenbereich zur Deutschen Meisterschaft. Größter Erfolg von Fridtjof war 2022 der Gewinn der Studentenweltmeisterschaft über 5000 Meter. Für Felix war es 2024 die Teilnahme an der Heim-WM in Inzell. Größter „Rückschlag“ für beide war die verpasste Olympiaqualifikation 2022. Hier gab es auch die meisten Fragen aus dem Publikum. Wie kann man sich nach solch einem „Misserfolg“ wieder motivieren? Wie verarbeitet man solche Tiefschläge? Wer unterstützt dabei? Wie sieht die Unterstützung durch den Verband aus? Fragen wurden natürlich auch nach den Kosten und den „Einnahmen“ für den Sportler gestellt. „Als Eisschnellläufer kannst du vom Sport nicht leben“, so Felix. Die Festanstellung beim Bund oder Land ist sozusagen nur die soziale Absicherung. Schlittschuhe (individuell angepasst und gefertigt), Rennrad, Skater bezahlen die Sportler selbst, der Verband stellt nur Rennanzüge und Trainingskleidung. Vieles läuft über Sponsoring, sogar für die Reisen zu den Weltcups müssen die Sportler inzwischen Eigenanteile leisten. Auch das Thema Doping kam natürlich zur Diskussion. Und wie lange sich ein Sportler in der Weltspitze halten kann. Aufhänger dafür war Claudia Pechstein – übrigens mit beiden persönlich bekannt – die noch im Alter von 50 (!) Jahren an Weltcups teilnimmt. Realistisch sei dafür ein Alter von Mitte 30. Das müssen sie auch durchhalten, wenn sie ihr großes Ziel doch noch verwirklichen wollen: Die Teilnahme an Olympia 2026 in Mailand/Cortina d´Ampezzo.
Mit guten Wünschen, Beifall und Gastgeschenk endete der Abend aber noch lange nicht, es gab noch Autogrammkarten, Gespräche mit ehemaligen Trainingskameraden und Trainern, und die Nachwuchstalente der Crimmitschauer Vereine waren auch da und ließen sich mit ihren Vorbildern fotografieren.
Ein gelungener Abend – für beide Seiten – und ein hoher Anspruch an folgende Veranstaltungen der Reihe „Das JMG lädt ein“.
L. Hanzig